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Jazz-Konzert mit dem Emil-Mangelsdorff-Quartett

Jazz-Konzert mit dem Emil-Mangelsdorff-Quartett
Sonntag, 13. September, 11 bis 13 Uhr,
Maler-Zang-Haus, Birkenfeld

Nahe Zeitung vom Dienstag, 15. September 2009
Quer durchs Liederbuch des populären Jazz
Das Emil-Mangelsdorff-Quartett bescherte 200 Fans einen unvergesslichen Spätsommermorgen

BIRKENFELD. Mit 84 und als Jazzlegende kann man sich einiges erlauben: Niemand nimmt es einem krumm, wenn man mal kurzzeitig den Komponisten des berühmten "Body And Soul" vergisst, wenn man noch Minuten vor dem Auftritt den Tontechniker Boxen rücken lässt, "damit die Leute auch richtig hören", oder für zwei Konzertstunden als einziger auf einem bequemen Stuhl Platz nimmt. Das Publikum liebt Emil Mangelsdorff - und wird den Frankfurter immer lieben. So weltberühmt wie sein jüngerer Bruder, der Posaunist Albert, war er zwar nie. Aber er war stets ein exzellenter Saxofonist, der sich im Laufe der Jahrzehnte durch diverse Stilarten von Dixieland und Swing über Bebop und Freejazz bis Jazzrock spielte, dabei immer wieder Klassemusiker um sich scharrte und in Spitzenbands sein Talent beweisen durfte.

Bescheiden und geradeaus war Mangelsdorff dabei immer. Ein freundliches Lächeln in die Runde, zwei Takte vor für die Musiker. Etwas abrupt beginnt das Sonntagmorgenkonzert im Garten des Birkenfelder Maler-Zang-Hauses. Die Band, bis auf den jungen Bassisten Jean-Philippe Wadler die gleiche Besetzung, mit der Mangelsdorff vor zwei Jahre sein bis dato letztes Album "Blues Forever" aufgenommen hat, wirkt eingespielt. Janusz Stefanski bedient das Schlagzeug mit einer geradezu provozierenden Lässigkeit. Thilo Wagner lässt die Noten nur so aus dem E-Piano perlen, Wadlers Finger scheinen von Stück zu Stück länger und beweglicher zu werden, die Übergänge fließen...

Dazwischen als im wahrsten Sinne ruhender Pol des Quartetts: Emil Mangelsdorf. Mit warmen Alto-Sound, routinierter Phrasierung und flüssigen Linien findet er einen neuen, ganz eigenen Zugang zu altbekannten Standards, von Balladen wie "Body und Soul" und Duke Ellingtons "Prelude to a Kiss" bis hin zu Horace Silvers fremdartig klingendem "Nica"s Dream". Längst hat der 84-Jährige seinen Frieden geschlossen mit allen musikalischen Lagern. Dass zwei der insgesamt zehn Songs an diesem Morgen aus der Feder eines Charlie Parker stammen, ist Emil Mangelsdorff aber zumindest noch eine Anmerkung wert: In diesem Stil fühlen sich er und die Band am ehesten zu Hause.

Tatsächlich aber spielt sich sein Quartett heute durch ein Standard-Repertoire - "The Great American Songbook", wie es die Fachleute nennen. Mangelsdorff & Co präsentieren damit Mainstream, aber im allerbesten Sinne, nämlich schlichtweg Musik, die einem breiten Publikum gefällt. Die Laune macht - wie an diesem Sonntagvormittag in Zangs Garten in Birkenfeld.

Klaus-Peter Müller

Nahe Zeitung vom Samstag, 12. September 2009
Frankfurter Jazzer als Berliner Kissen

Die Goethe-Medaille seiner Heimatstadt Frankfurt am Main und des Bundeslandes Hessen hat er schon, ebenso das Bundesverdienstkreuz, natürlich 1. Klasse. Wenig bleibt, will man einem Künstler wie der Jazzlegende Emil Mangelsdorff Ehre erweisen. Die Leitung des Birkenfelder Maler-Zang-Hauses und der Kulturverein "Die Schnecke", in Personalunion vertreten durch Landrat Axel Redmer, machen das scheinbar Unmögliche möglich und lassen für den Auftritt des Saxofonisten und seiner Band am Sonntagvormittag sogar eine Hauptverkehrsstraße der Kreisstadt sperren. Von 11 bis 13 Uhr, während der 84-Jährige im Garten des Maler-Zang-Hauses spielt, geht auf der Friedrich-August-Straße, der innerörtlichen B 269, zwischen Jahnplatz und der sogenannten Ampelkreuzung nichts, wird der Verkehr über Brückener und Trierer Straße umgeleitet. Der Künstler wünsche bei seinem Konzert absolute Ruhe, wird die Sperrung offiziell begründet. Es könnte aber auch eine völlig neue Form von verkehrsberuhigenden Maßnahmen sein, mutmaßen manche. Und empfehlen Frankfurter Jazzer statt der in 30er-Zonen so beliebten Berliner Kissen sowie Platzkonzerte anstelle von Fahrbahnverschränkungen, kurzum: bunte Melodiensträuße statt trister Pflanzkübel. (kpm)